Plädoyer für das Hier und Jetzt

Kann ich meinen Wohlstand in Anbetracht der Teuerung weiterhin aufrechterhalten? Soll ich mich privat versichern, damit ich in der Pension mein Auskommen finden werde? Wie groß ist meine Pensionslücke? Werde ich jemals wieder einen Job finden, wenn ich meinen Aktuellen beende? Soll mein neues Auto mit einem Verbrennungsmotor oder einem E-Antrieb ausgestattet sein? Wie beeinflusse ich durch diese Kaufentscheidung den Klimawandel?

 

Sorgen und jede Menge Fragen über Themen, die alle in der Zukunft liegen. Obwohl wir es schon so oft gehört, gelesen und diskutiert haben, schaffen wir es trotzdem nur selten, wirklich im HIER und JETZT zu leben.

 

Warum ist die Umsetzung im Moment zu leben für den Großteil von uns so schwierig?

 

“Je weniger Materielles du besitzt, desto mehr Platz hast du für das Glück und die Zufriedenheit.”

 

Im ersten Moment hat dieser Spruch nur bedingt mit Achtsamkeit zu tun, aber bei genauerer Betrachtung steckt eine wichtige Botschaft darin - nämlich die große Sorge um unseren materiellen Wohlstand. Diese Sorge macht uns Angst, Angst, bestehende Güter zu verlieren, zu wenig Materielles zu besitzen oder ärmer zu werden. Diese imaginäre Angst ist so mächtig und allgegenwärtig, dass sie ein vernünftiges Handeln unsererseits in der Gegenwart blockiert.

 

Wenn ich mir den derzeitigen “Wohlstand” nicht mehr leisten kann, könnte man gewisse Dinge und Verhaltensweisen des aktuellen Lebens hinterfragen und es als perfekte Chance sehen, diese zu ändern oder den Kauf gewisser “Sinnlosgüter” einfach zu unterlassen. Komischerweise habe ich in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, dass das Gejammer über die Teuerung meistens von den Leuten kommt, die sie ohnehin nur sehr bedingt spüren. All jene Menschen, die sie wirklich und täglich spüren, diskutieren nicht über “Luxusprobleme”, sondern versuchen einfach irgendwie über die Runden zu kommen.

 

ANGST ist auch ein ganz starker, wenn auch schlechter Motivator, welcher sowohl von Wirtschaft, Politik und Medien perfekt für die jeweiligen Interessen eingesetzt wird.

 

“Ohne private Versicherung wird es nicht möglich sein, den bestehenden Wohlstand in der Pension aufrechtzuerhalten!"

Wer von den Personen, welche diese Aussagen tätigen, kann uns heute ernsthaft mitteilen, was in 20, 30 oder 40 Jahren sein wird?

 

Werden wir die Pension überhaupt erleben?

Eine durchaus berechtigte Frage, nachdem ich kürzlich von dem Todesfall eines ehemaligen Arbeitskollegen erfahren habe - er wurde leider nur 44 Jahre alt.

 

Und wie viel Einkommen fürs Auskommen brauchen wir dann in der Pension?

Der Hauskredit sollte schon längst abbezahlt sein, die Kinder verdienen ihr eigenes Geld und mit 65 Lenzen oder mehr werden sich die materiellen Wünsche hoffentlich auch schon langsam in Grenzen halten. Wie viel Geld braucht man dann noch für ein gutes Leben?

 

Lebe ich, um zu arbeiten oder arbeite ich, um zu leben? Kann ich alleine etwas dazu beitragen, dass die Klimakrise nicht zum Desaster wird? Wie wichtig sind mir materielle Güter und eine fiktive Vorsorge für die Zukunft, die keiner kennt? Egal welche Fragen für die Zukunft wir uns heute stellen, wir wissen nicht, ob sie in der Zukunft jemals eintreten werden.

 

Aber jeder von uns hat die Möglichkeit, Entscheidungen für das HIER und JETZT zu treffen. Wir haben es in der Hand, jetzt eine Entscheidung zu treffen, die in diesem Moment für uns stimmig ist, die sich jetzt richtig anfühlt, die jetzt passend ist. Gönnen wir uns heute ein gutes Essen im Restaurant, wenn uns heute danach ist, denn morgen kann es schon wieder zu spät sein. Oft genügt ein unschöner Moment und der restliche Tag ist sprichwörtlich gelaufen…

Versuchen wir öfter zu handeln und weniger zuzuwarten, versuchen wir Dinge, die uns gerade wichtig sind, nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern umzusetzen, versuchen wir im HIER und JETZT zu leben und nicht von einer Zukunft zu träumen, die wahrscheinlich nie so eintreten wird.

 


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