Täglich werden wir von unzähligen Hiobsbotschaften diverser Medien bombardiert. “Die Inflation beträgt mittlerweile über 8 Prozent, einer der höchsten Werte seit 1984.”, “Der internationale Weizenpreis hat sich infolge des Ukrainekrieges um 70 Prozent erhöht und treibt die Brotpreise in die Höhe.”, “Die Deckung des europäischen Gasbedarfes ist in akuter Gefahr, wenn Russland die Mengen weiter drosselt bzw. der mögliche Komplettausfall droht.”, “Die Energie- und Treibstoffpreise explodieren und treiben die Masse der Bevölkerung an die Armutsgrenze.”
Bekannte Überschriften von Medien, die in gewohnter Manier für schnelle Aufmerksamkeit sorgen und gleichzeitig bewusst unnötige Angst schüren. Ein guter Ratschlag der Ersten Hilfe ist, in Notsituationen erst einmal Ruhe zu bewahren und dann die Situation Schritt für Schritt zu analysieren und strukturiert zu bearbeiten. Hysterie oder Panik sind weder angebracht noch gute Ratgeber und bringen uns alle nicht weiter. Es ist leider Fakt, dass wir aktuell in er sehr volatilen Welt leben, in der Veränderungen immer schneller passieren und wir Menschen zusehends schlechter damit umgehen können. Trotzdem sollten wir versuchen bei wichtigen Entscheidungen und deren Meinungsfindung einen kühlen Kopf zu bewahren.
Es ist richtig, dass die Inflation derzeit sehr stark steigt, die Kriegssituation in der Ukraine die Energieversorger unter Druck setzt und gleichzeitig deren Fehlverhalten der letzten Jahrzehnte, welches von der Politik dementsprechend unterstützt wurde, schonungslos offenbart, während wieder einmal die sozialen Schichten, die auch schon vor diesen ganzen Krisen genügend Probleme hatten, am härtesten betroffen sind.
Aber trifft diese Teuerung alle Menschen gleich hart, nur weil es sachlich betrachtet für alle teurer wird?
Sind die geforderten Hilfspakete der Regierung für die Bevölkerung und den Unternehmen finanziert mit Steuergeld notwendig und sinnvoll?
Prinzipiell sind Förderungen ein gutes Instrument, um Probleme zu reduzieren, aber nur, wenn sie auch zielgerichtet eingesetzt und nicht nach dem Gießkannenprinzip an alle Menschen in Österreich verteilt werden. Die Frage der Bedürftigkeit sowie die Berücksichtigung, ob die Probleme tatsächlich durch die Teuerung entstanden sind, sollten als Kriterium für Förderwürdigkeit unbedingt Einfluss nehmen, wenn Steuergeld großzügig verteilt wird. Nur weil das Leben in gewissen Bereichen für alle teurer geworden ist, heißt das nicht automatisch, dass jede und jeder vom Staat dafür einen Ausgleich erhalten sollte.
Wir sind eine typische Mittelstandsfamilie und freuen uns natürlich, wenn wir vom Staat wieder einen Teil des Geldes, welches uns durch die sehr hohe Steuerbelastung vorher abgeknöpft wurde, wieder zurückbekommen. Aber wirklich notwendig und treffsicher sind diese Maßnahmen meiner Meinung nach nicht. Wir haben ein gutes Leben, welches derzeit auch für uns teurer wird, aber wir sind weit davon entfernt, große Abstriche in unserem täglichen Leben machen zu müssen. Wir werden auch heuer in den Urlaub fahren, wir werden uns nach wie vor den einen oder anderen Restaurantbesuch gönnen und wir werden weiterhin gutes Essen aus qualitativ hochwertigen Lebensmitteln auf unserem Esstisch servieren. Nach gravierenden Einschränkungen klingt das in meiner Weltanschauung nicht, obwohl wir per Definition sehr weit von Reichtum entfernt sind.
Es gibt auch genügend Menschen, die nach wie vor bereit sind, für ein Mittelklasseauto 30.000 EUR und mehr auszugeben, in Österreich 100.000 SUV-Neuzulassungen in einem Jahr toleriert werden und der Konsum für Elektronik- und Freizeitartikel sich auf einem neuen Rekordniveau befindet. Nicht unbedingt überzeugende Argumente, welche die Glaubwürdigkeit steigern, dass weite Teile unseres Landes unter einer massiven Notlage leiden.
Bei all den Dingen, die leider nicht ganz so toll laufen, gab es beim letzten Maßnahmenpaket aber durchaus auch positive Ansätze, wie zum Beispiel die Anpassung der Familienbeihilfe. Diese wird endlich an die Inflation angepasst und kommt allen Kindern zugute. Denn alle Eltern wissen, dass Kinder sehr schnell größer werden und die entstehenden Kosten jährlich steigen. Rasch sind aus ein, zwei oder drei Kindern Jugendliche geworden, die gefühlt mehr vertilgen als 2 Erwachsene zusammen und aus der Kleidung schneller rausgewachsen sind, als die Jahreszeiten wechseln.
Bekanntermaßen wird das Leben ständig teurer und das die Teuerung in den letzten Monaten so rasant an Fahrt aufnimmt, war nicht wirklich absehbar. Dass wir alle und allen voran die Politik, welche die Rahmenbedingungen für die Gesellschaft und Wirtschaft definieren sollte, über viele Jahre hinweg wertvolle Zeit für die Vorbereitung der jetzt benötigten Lösungen vergeudet hat, daran ist weder der Ukrainekrieg, die Corona- noch die Klimakrise schuld. Selbst jetzt, wo dringendes und nachhaltiges Handeln notwendig wäre, gibt es noch immer altertümliche Denkansätze (Kohlekraftwerke in Betrieb nehmen, Atomstrom ist grün …) statt die großen und notwendigen Veränderungen (Klimaerwärmung, Ressourcenschonung, überzogener Wohlstandskonsum usw.) endlich in Angriff zu nehmen.
Die richtige Zeit zum Handeln für uns alle ist JETZT!
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