Dekadenz – ethisch vertretbar ?

Diesen Blog-Eintrag beginne ich mit einer Begriffserklärung. Wenn wir das Wort „Dekadenz“ unter www.duden.de nachschlagen, erhalten wir folgende Erklärung:

 

Substantiv, feminin - kultureller Niedergang mit typischen Entartungserscheinungen in den Lebensgewohnheiten und Lebensansprüchen; Verfall, Entartung

 

Und ein paar dieser speziellen Lebensansprüche oder vielmehr Entartungen, möchte ich in diesem Eintrag hinterfragen.

 

Auf der Welt gibt es aktuell ca. 7,67 Milliarden Menschen und lediglich 0,8% dieser Menschen verfügen über knapp 50% des weltweiten Vermögens. Noch krasser ist der Umstand, dass nur 8 Personen über ein Vermögen von 426,2 Milliarden US-Dollar verfügen. Die ärmsten 50 Prozent der Bevölkerung – immerhin fast 4 Milliarden Menschen – besitzen im Vergleich dazu die lächerliche Summe von 409,1 Milliarden US- Dollar. Eine Diskussion über Verteilungsgerechtigkeit ist in Anbetracht dieser Zahlen obsolet.

 

Der russische Multi-Milliardär Roman Abramowitsch besitzt eine der teuersten Yachten der Welt. Der ursprüngliche Kaufpreis der „Eclipse“ von 350 Millionen Euro war anscheinend noch nicht dekadent genug und daher wurde durch diverse Aufrüstungen der Wert auf gigantische 850 Millionen Euro erhöht. Die Yacht bietet Platz für 36 Gäste und 70 Bedienstete, beinhaltet eine eigene Disco, ein Kino, zwei Pools, zwei Hubschrauber-Landeplätze, vier Motorboote und 20 Jetskis. Zusätzlich sorgen ein unglaubliches Sicherheitssystem mit Raketenabwehrsystem, gepanzerte Wänden, schusssicheren Glas, sowie einem U-Boot für die Flucht für das notwendige Wohlbefinden.

 

Ein paar weitere Beispiele für unnötige Geldvernichtung bietet der Bereich Automobilität:

 

Das derzeit teuerste Auto der Welt ist ein Bugatti La Voiture Noir. 1.500 PS, 1600 Newtonmeter Drehmoment, 8 Litern Hubraum zum sagenhaften Preis von 16 Millionen Euro. Wer nicht ganz so spendabel sein will, kann sich einen Pagani Zonda HP Barchetta um günstigere 15 Millionen Euro kaufen. Dafür bekommt man einen Roadster der Sonderklasse mit einem 7,3-Liter-V-12-Sauger-Motor mit 760 Pferdestärken. Auch nicht ganz so schlecht...Oder wie wäre es mit einem Rolls Roye Sweeptail? In mühevolle Handarbeit wird in 4 Jahren Fertigungszeit eine Luxuskarrosse für opulente 13 Millionen Euro geschmiedet.

Die Liste von protzigen Autos mit verrückten Preisen könnte noch ziemlich lange fortgeführt werden, doch für das Erkennen von Dekadenz dürften diese drei Beispiele genügen.

 

Auch im Bereich Immobilien scheint es mit dem notwendigen Kleingeld kein Problem mit Dekadenz zu geben.

 

Das teuerste Haus der Welt steht zufällig in einer der ärmsten Städte Indiens. Dem Milliardär Mukesh Ambani gehört das Hochhaus "Antilia" in Mumbai. Seine Residenz hat 27 Stockwerke und bietet 37.000m² Wohnfläche und hat somit mehr bewohnbare Fläche als das Schloss Versaile. Für diesen Wohnsitz nahm der Milliardär knapp 1 Milliarde US-Dollar in die Hand. 

Der russische Milliardär Mikhail Prokhorov lebt sprichwörtlich wie der König in Frankreich. Er gönnt sich die Villa Leopolda in Villefranche-sur-Mer um überschaubare 500 Millionen US-Dollar.

Ein bisschen günstiger ist der One Hyde Park in London. Dieser Penthouse-Komplex gehört zu den exklusivsten Adressen der Welt und verfügt über extrem hohe Sicherheitsvorkehrungen. Die Apartmentpreisen in dieser Liga bewegen sich um die 200 Millionen US-Dollar.

 

Wie könnte man das "hart verdiente" Geld noch ausgeben?

 

Wie wäre es mit einem Privatjet? Gute Idee, dass habe ich mir schon immer gewünscht!

Der momentan teuerste Privatjet ist eine Boeing 747-8 VIP. Dieser bietet stolze 444m² Nutzfläche für Kabine, Salon, Arbeits- und Esszimmer und ist damit der zweitgrößte und längste Jet der Welt. Der Preis beläuft sich auf 367 Millionen Dollar zuzüglich Aufpreis für die gesamten Einrichtungsgoodies.

 

Zu guter Letzt möchte ich noch das teuerste Schmuckstück unserer Schönen und Reichen vorstellen.

Der "Wittelsbach-Graff Diamant" - ein einzelner Edelstein für satte 80 Millionen US-Dollar, der sich im Besitz einer royalen Familie in Katar befindet.

 

Kommen wir am Ende dieses Eintrages zurück zu anfangs gestellten Frage - Ist der Besitz dieser oder ähnlicher dekadenter Dinge ethisch vertretbar? Dürfen Unsummen an Geld, welches selten mit harter und vermutlich noch seltener mit ehrlicher Arbeit erwirtschaftet wurde, für unnötige Konsumgüter ausgegeben werden? Dürfen ein paar wenige Menschen mit Geld um sich werfen, während fast eine Milliarde Menschen mit weniger als 2 US-Dollar pro Tag überleben müssen?

 

Meine Antwort lautet definitiv - NEIN! 

 


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